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Achtung Spucknapf !

 

Hier ist noch Baustelle und es entsteht eine zusätzliche Info-Seite über die Möglichkeiten und auch die Grenzen der Zähmung von wild geborenen Katzenkindern

 

Einführung

Die Zähmung junger und zugleich wilder Katzen ist ein Kapitel und eine Wissenschaft für sich und soll deshalb hier seine Beachtung finden. Wer als Pflegestelle mehrere Jahre tätig ist und regelmäßig kleine Katzenbabys aufzieht kommt über kurz oder lang auch an der Aufzucht wilder Babykatzen nicht vorbei. Sie stellen jeden Pfleger vor ungeahnte Herausforderungen, man braucht eine Unmenge an Einfallsreichtum und Geduld und meist grade in der Anfangszeit die erforderlichen Räumlichkeiten.

Trotz aller erdenklichen Mühe sind manchmal alle Versuche die Kleinen an Streicheleinheiten zu gewöhnen umsonst und die Kleinen bleiben im günstigsten Fall gute Mäusefänger, die Ihren Besitzern zwar reichlich Beute bringen, es aber nie auf den Schoß ihrer Menschen schaffen. Dennoch lohnt sich der Versuch um so mehr, je jünger die Kleinen noch sind. Es zeigt meine Erfahrung, dass je jünger der Spucky ist desto besser die Chancen sind ihn noch zu einem ganz normalen Stubentiger werden zu lassen. Bis zur 8. woche gelingt es in 90 % der fälle. Jede Woche älter bedeutet schwindene Hoffnung auf einen späteren Schmusetiger. So realistisch sollten Sie die Sachlage betrachten. Ein 12 Wochen alter scheuer und wild aufgewachsenes Katzenkind wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nie glücklich und entspannt leben können in der reinen Wohnungshaltung. Wenn Sie sich auf ein solches Katzenkind einlasen sollten Sie schon früh in Betracht ziehen, dass Sie der Katze später vermutlich Freigang bieten müssen. ausnahmen gibt es immer, aber rechnen sie mit dem Schlimmsten.

Wer einen kleinen Wildfang bei sich beherbergt sollte es lieber nicht riskieren ihn in der Wohnung laufen zu lassen, denn einmal hinter die Schrankwand, Spüle etc. gehuscht sehen sie das Tierchen vermutlich freiwillig nie wieder und ihnen bleibt nur der Abbau diverser Schrankteile. Viele Tierfreunde glauben, dass sich ein kleines Kätzchen in wenigen Tagen in der Wohnung schon von ihrer netten Seite zeigen wird und wundern sich dann, wenn das Kätzchen nach Tagen noch immer hinterm Sofa hockt und dort auch uriniert und kotet. Auch gestaltet es sich dann meist schwierig die Kleine unterm Sofa überhaupt wieder vor zu bekommen, an eine Stubenreinheit braucht man zu der Zeit gar nicht zu denken..

Wenn Sie die Kleinen an einer Futterstelle oder wo auch immer entdecken und die Babys lassen sich nicht fangen, weil sie wild geboren sind ist oft guter Rat teuer. Trotzdem: Sind die Babys noch jünger wie 8 bis 9 Wochen sollten sie die Kleinen versuchen so schnell es geht einzufangen, denn bis zu diesem Alter stehen die Chancen noch am besten, dass sie sich zu normalen Schmusetigern entwickeln. Bei Katzen die älter als 10 Wochen sind spielen mehrere Faktoren eine wesentlich Rolle. So können Babykatzen zwar Menschenhände nicht kennen, aber sie kennen Menschen schon, weil dieser ihm täglich Futter bringt. Diese positive Erfahrung kann Wunder bewirken, wenn sie die Kleinen einige Tage bei sich zuhause haben, denn die Kleinen haben och nichts negatives mit "Mensch" in Verbindung gebracht. Ebenso kann es jedoch sein, dass Ihr 9-Wöchler schon von Kindern als Fußball benutzt wurde. auch wenn Sie es kaum für möglich halten, ich hab es erlebt und weiß wozu mache Mitbürger fähig sind. ein solch gequältes Katzenkind zum Schmusekätzchen zu bekommen ist eher Glückssache und wohl auch eine Frage der Mentalität der Katze.

Folgende Faktoren spielen eine Rolle.

1.Haben die Kleinen schon schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht?

In diesem Fall ist Ihr Versuch die Kleinen zu zähmen leider meist nicht von Erfolg gekrönt. das klingt bitter, aber ich möchte nicht, dass Sie enttäuscht werden, wenn Ihr Wildling auch nach Wochen nicht annähernd eine Vertrautheit zeigt. Dann sollte man am besten versuchen den Kleinen frühstmöglich zu kastrieren und danach Freigang zu verschaffen. Kommt er freiwillig wieder zu Ihnen zurück ist das viel wert. ansonsten sollten Sie versuchen dem Wildling draußen eine Futterstelle einzurichten und ihm sein leben draußen in Freiheit leben zu lassen. Für eine "wilde" Katze ist es die Hölle, wenn sie sich ständig gestresst fühlt, weil Mensch immer aufs Neue versucht, sie anzufassen. Einige Wochen oder bei guten Fortschritten auch drei bis vier Monate halte ich persönlich für lange genug. danach frage ich mich, warum Mensch eigentlich weiterhin auf Gedeih und Verderb versuchen sollte einen Schmusetiger aus dem Wildling zu machen?. Ab einem gewissen Zeitpunkt sollte man es so hinnehmen und der Katze draußen ein Leben in Freiheit ermöglichen.

Jungkatzen im alter von 5 Monaten aufwärts sollte man an einer Futterstelle beobachten und sie im günstigsten Fall mit ca. 5 Monaten einfangen und zur Kastration bringen. Danach sollte man diese Jungkatzen wieder in ihre angestammten Reviere zurück bringen. Diese Katzen sind an das Leben in Freiheit gewöhnt und werden sich in 90% der Fälle kaum noch an ein Leben unter Menschen gewöhnen. Hinzu kommt auch der tierschützerische Aspekt, denn warum sollte man ein Tier welches draußen geboren wurde an ein Leben in vier langweiligen Wänden gewöhnen? Nicht dagegen, wenn man einem solchen Wildfang ein Leben im Garten anbietet mit Futterplatz und einer wärmeisoliertem Unterkunft, aber in die Wohnung vergewaltigen??? Dies entspricht wohl eher nur egoistischem und typisch menschlichem Denken und hat in meinem Augen nichts mehr mit Tierliebe zu tun. Eine Katze, die wild ist auch nach vielen Wochen in einer Wohnung wild bleibt sollte nach erfolgter Kastration wieder einen Platz in Freiheit bekommen.

Sind die Katzenbabys von klein auf daran gewöhnt, dass "Mensch" sie füttert???

Dann haben sie zwar noch keine Körpernähe von Menschen gespürt, aber prinzipiell positive Eindrücke von zweibeinern bekommen. Da stehen die Chancen gut, dass sie sich einfangen und auch zähmen lassen, denn dann ist ihnen der Mensch grundlegend positiv im Erinnerung und als gute Futterquelle wenigstens schon ein klein wenig vertraut. Nun allerdings sollten Sie aber auch mit dem Einfangen nicht mehr lange zögern, je jünger die Katzenkinder sind, umso günstiger die Chance sie einerseits fangen zu können und andererseits sie zahm zu kriegen.

Wie also anstellen???

Als Erstes: DAS "wilde" KATZENKIND GESICHERT UNTERBRINGEN !! Greifen und Festhalten geht meist gründlich daneben. Rechnen Sie im günstigsten Fall mit leichten Kratzern, im schlimmsten Fall mit bösen Bissverletzungen. Die Verletzungen die eine nur wenige Wochen junge Katze anrichten kann sind nicht ohne. Erst recht jede Bissverletzung kann sich böse entzünden und so manchem mitfühlendem Tierfreund blieb eine längere Antibiotikabehandlung danach nicht erspart, von den Schmerzen mal abgesehen und der folgenden Krankschreibung.

Deshalb benutzen sie beim Einfangen immer Handschuhe oder einen Kescher !!!

Danach bringen sie das Katzenkind sicher nach Hause und richten ihm dort eine ausbruchssichere Unterkunft her. Das kann ein ausgedienter Kaninchenkäfig aus dem Zoohandel sein oder ein Hundekäfig, wenn das Katzenkind schon ein wenig größer sind. Beachten sie die Gitterabstände!!!. Kleine Katzen im Alter von 6 Wochen können sich in ihrer Angst durch Gitterstäbe von 2 cm Abstand fast problemlos zwängen. Je größer die Babys desto größer können aber natürlich die Gitterabstände sein...

Dann muss der Wildfang unbedingt entflöht werden. Bei Wildkätzchen ist ein Spot-On-Präparat am stressfreiesten, aber diese Präparate gibt es erst für Kätzchen ab 1 kg. Für die kleineren bleibt nur Puder oder Spray und beides ist mit erneutem Anfassen, greifen usw. verbunden. Nehmen Sie unbedingt Handschuh beim händeln mit den kleinen "Spuckteufeln". Sie glauben nicht, wie schnell die Kleinen zubeißen oder kratzen können. Wichtig ist trotz aller Schwierigkeiten, dass sie auch unter diesen schwierigen Bedingungen entflöht werden, denn ansonsten haben Sie vermutlich bald zu ihrem wilden Katzenkind, noch jede Menge wilder Flöhe in ihrer Wohnung und diese zu bändigen kostet nochmals Geld, Nerven und macht mehr Arbeit als die Zähmung ihres Katzenkindes.

 

Fall Hildi

Ankunft Anfang Juli 2009

 

Hildi kam als verletztes abgemagertes Katzenkind im Alter von ca. 9 Wochen zu mir. Zu ihrem schlechten Allgemeinzustand kam noch eine Verletzung an der Unterlippe. Woher diese stammte wusste man natürlich nicht. Mit ihren 9 Wochen standen die Chancen schon denkbar schlecht sie zu einer verschmusten Hauskatze umzuprogrammieren, aber der Versuch ist es immer wert.

 

Die Verletzung war nur ein zusätzliches Problem, denn ich hatte nicht die geringste Chance die Wunde zu reinigen oder zu desinfizieren. Also blieb mir nichts anderes übrig als einfach die Wunde allein heilen zu lassen. Ich wollte es mir mit Hildi nicht noch mehr verderben als ich es ohnehin schon getan hatte. Schließlich war ich die Böse", die ständig mit den Händen im Käfig rumfuchtelte um Katzenklo, Futter, Decken etc... zurecht zu machen... Das allein schon genügte um sie zur Furie werden zu lassen. Sie hatte einen gesunden Appetit, frass dadurch die Wurmkur problemlos auf, aber nach erfolgter Flohbekämpfung hatte ich noch mehr Minuspunkte bei ihr gesammelt, aber was solls...Was muss, das muss..

 

Die wilde Hilde machte ihren Namen zirka 6 Wochen alle Ehre. Nur  sehr zögerlich nahm sie Kontakt zu mir auf. In erster Linie bekam ich nur ihr fauchen und spucken zu spüren und wenigstens vier Wochen wusste ich, dass sie mich und das Eingesperrtsein im Käfig hasste. Dann allmählich, Stück für Stück begann sie das angebotene pürierte Hähnchenherz aus der Hand zu nehmen. Zu der Zeit hätte ich nicht wagen dürfen sie zu berühren, aber Futter aus Hand geben war völlig o.k. , jedenfalls aus Hildis Sicht..

 

 

 

Schließlich konnte sie dafür auch einige Minuten den Käfig dafür verlassen. Der Käfig stand neben dem Schreibtisch und ich konnte bequem eine Seitentür öffnen. Dann schlich sie vorsichtig zu mir in Richtung Schreibtisch und nahm dort ihr Lieblingsfutter in Empfang. Ich wagte keinerlei Bewegung außer die meiner Hände welche immer aufs Neue langsam und vorsichtig zum Napf schlichen um ihr das heißgeliebte Herz zu geben.

 Nach weiteren 2 Wochen endlich lag sie entspannt und ließ sich geduldig am Kinn und Hals kraulen. Doch sobald meine Hände schneller wurden oder auch nur ein Hauch von Hektik hinzu kam flitzte sie wieder in die Äußerste Ecke des Käfigs und fauchte .

 

Weitere 2 Wochen später in denen ich mir nun täglich Zeit nahm um sie an den verschiedensten Stellen ihres Körpers zu streicheln war sie im Käfig entspannt und gelöst. Das Experiment ging in die letzte heiße Phase.
 Hildi sollte endlich für immer ihren Käfig verlassen dürfen. Eine leere Katzenstube wurde ihr neues Domizil. Erst einmal dort freigelassen verkroch sie sich in die dunkelste Ecke und war bis zum nächsten Morgen nicht zu sehen. Ich gab nur ein wenig Trockenfutter und Wasser und kümmerte mich nicht weiter. Am folgenden Morgen betrat ich mit leckerem frisch püriertem rohen Hähnchenherzen die Stube und kniete mich hin. Tatsächlich ! Nach 2 Minuten kam Hildi aus ihrem Versteck schnurrte auf Abstand und ich warf ihr vorsichtig ein wenig Futter hin. Nach den ersten Happen war das Eis endgültig gebrochen. Sie schnurrte und schmuste um mich herum und Hildi war selig. Na und ich erst... Nach den vielen Wochen hatte sie endlich Vertrauen und kam freiwillig und somit ohne Druck zu mir, ließ sich das Futter schmecken und genoss die Streicheleinheiten.

Von da an war alles zwischen uns geklärt und wenn ich die Stube betrat hang Hildi an mir und freute sich auf ihre streicheleinheiten. Weitere zwei Wochen später hatte Hildi das größte Glück. Eine sehr ruhige junge Frau suchte für ihren Wohnungskater eine Partnerin. Ich erzählte ihr von Hildi und natürlich wollte sie Hildi unbedingt kennenlernen. Wir betraten die Stube und Hildi war weg- verkrochen im äußersten Winkel der Stube. Also die junge Frau nach draußen geschickt und sie schaute durchs Fenster: Hildi war schnell wieder bei mir. Die junge Frau ließ sich nicht abschrecken: " Ich hab viel Geduld, die Maus nehme ich!". So zog Hildi um und nur eine Woche später rief die Frau an und schwärmte in den höchsten Tönen von der süßen Schmusemaus. 2 Tage war Hildi im neuen Zuhause nur als Schatten unterwegs, aber dann war auch dort das Eis gebrochen..

 

 

Die Bilder aus dem neuen Zuhause sprechen für sich. Hildi hat es geschafft.

 

 

Sie lebt glücklich entspannt und verschmust bei ihren Menschen und spielt und kämpft inzwischen auch mit ihnen.

 

 

 

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