Eiko

 

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in memory

Zwei Jahre nach dem damaligen Einzug von Rottweiler Robby kam im Juni 1997 Eiko, ein Dobermannmischling, mit 12 Wochen als Fundtier ins Tierheim. Ich verliebte mich sofort in ihn und da er im Tierheimzwinger ganztags fürchterlich jammerte nahm ich ihn mit zu mir und schnell stand fest, dass er bleiben würde. Ich ahnte nicht auf welch ein Schlitzohr ich mich mit ihm eingelassen hatte. Zuhause angekommen zeigte sich Eiko von seiner besten Seite. Er kratzte sich bei Robby ein und verstand sich sofort mit meinen Stubentigern. Dann legte er sich schlafen und schlief und schlief und schlief.

 

 

 

 

 

 

 

Dabei schaute Eiko immer, als könnte ihn kein Wässerchen trüben.

Kindheit

Die folgenden Tage waren wunderbar, ich konnte im Tierheim meiner Arbeit nachgehen, während Eiko sich mit Robby daheim die Zeit vertrieb. Eiko benahm sich perfekt und machte keinerlei Dummheiten. Fast war ich versucht zu glauben, wir haben einen leicht zu erziehenden einfachen Hund, da beschloß Eiko plötzlich  nicht mehr den ganzen Tag auf mich warten zu wollen und er fing an zu jammern und an der Tür zu kratzen, wenn ich ins Tierheim fuhr. Dafür hatte ich Verständnis, schließlich war er erst ca. 12 Wochen jung und hatte schon ein Trauma vom Ausgesetztsein hinter sich. Also kam er erstmal täglich mit ins Tierheim und das Problem war gelöst. In den folgenden Wochen kam er mal mit ins Tierheim, mal blieb er von sich aus in seinem Körbchen neben Robby  liegen. Die Abstände in denen er mitkommen wollte verkürzten sich ( so toll war es im Tierheim dann wohl doch nicht). Nach drei Monaten hatte Eiko begriffen, blieb freiwillig zuhause und ließ sich dort von Robbys Schlaf anstecken.

Die sonstige Erziehung war bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls kein Problem. Eiko lernte schnell und wollte immer gefallen. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte Eiko ohnehin eine Lebenseinstellung, die einen bei seiner Vorgeschichte nur wundern konnte. Denn Eiko kannte offenbar nichts was ihn Angst machte und ging auf alles und jeden fröhlich zu. Zwar  hatte er aufgrund meiner Arbeit fast zwangsläufig nur Kontakt mit tierfreundlichen Zeitgenossen, aber diese Unbefangenheit war schon unheimlich. Diese angenehme und ruhige Zeit verging wie im Flug und schon wurde Eiko sieben Monate und das Chaos nahm seinen Lauf.

Pubertät

Es war ein ganz normaler Spaziergang mit Robby, Eiko und meiner damals noch lebenden Karo, als plötzlich vor Eiko ein Hase davon sauste. Ehe ich bemerkte was los war war Eiko über alle Berge verschwunden und keine Rufen half. Allein die Tatsache, dass er dem Hasen nachjagte wunderte mich, aber noch viel mehr erstaunte mich die Tatsache, daß Eiko einen solchen Galopp hinlegen konnte. Bis zu diesem Tag sah ich Eiko mal im Trab oder in einem vorsichtigen Galopp, aber dieses Tempo erschreckte mich dann doch. Nach wenigen Minuten war Eiko wieder bei mir und natürlich lobte ich ihn, wenn ich auch innerlich immer noch  unter Schock stand.

Es kam wie es kommen musste, ab diesem Vorfall war nichts mehr wir es war. Eiko hatte an diesem Tag begriffen, dass er rennen konnte und konnte davon nicht mehr lassen. Von nun an kannte Eiko nur noch eine Art sich zu bewegen, den Galopp.

Er rannte durch unseren Garten und sprang in seinem Übermut gleich mal noch zu Nachbars und er rannte beim spazieren gehen  nun regelmäßig entweder Radfahrern hinterher, Fußgänger über den Haufen oder mischte die Hasenszene  im Auslaufgebiet auf. Seine übergroße Menschenliebe lebte er ab jetzt voll aus indem er eigentlich so ziemlich jeden Spaziergänger begrüßen mußte und es immer wieder schaffte mir zu entwischen. Kurzum innerhalb von wenigen Wochen trieb mich Eiko in den Wahnsinn und seine bis dahin gewesene Erziehung gehörte ab jetzt für längere Zeit der Vergangenheit an. Da Eiko, ebenso wie Robby, wöchentlich auf dem Hundeplatz trainierte musste Robby jetzt zurückstecken, denn jetzt war Eikotraining angesagt. Mit dem heutigen Wissen weiß ich, dass ich zu dieser Zeit viel zu ungeduldig und hektisch war mit ihm und meine Hektik sich zwangsläufig auf ihn übertrug, doch wie gesagt, heute weiß ich das.

Erfolge auf dem Hundeplatz stellten sich nur mühsam ein und ich bemerkte wie er mich täglich aufs Neue austrickste, aber ich wußte auch, dass ich nicht locker lassen würde und so arbeiteten wir beide verbissen (vielleicht manchmal zu verbissen) an seiner Erziehung.

Als erstes durfte Eiko nur noch an der Schleppleine spazieren gehen, was uns beide todunglücklich machte, aber es mußte sein. Eiko widerstrebte diese Leine und reagierte überhaupt nicht. die Leine war 10 Meter lang und Eiko hang nur am äußersten Ende und zog, zog, zog. Kein Stehenbleiben, kein Rückwärtslaufen meinerseits brachten ihn auch nur annähernd  auf die Idee zu mir zurück zu kommen, ihn zog es nur noch vorwärts. Ich verlängerte die Leine bis auf 30 Meter und Eiko zog eben nach 30 Metern vorwärts. Es war zum verzweifeln. Meine Arme wurden immer länger und meine Geduld immer öfter überstrapaziert. Zwischendurch übte ich mit dem Halti, aber auch das ließ ihn kalt. Obwohl er eigentlich langsam dran gewöhnt wurde, so hang er sich dennoch so was von ins Zeug, daß sein Nasenrücken wund wurde. Irgendwann ließ ich den Gedanken weiter mit dem Halti zu arbeiten fallen und quälte mich lieber anderweitig vorwärts. Ständig wurde trainiert und geübt und ständig zeigte mir Eiko seinen starken Charakter und sein Durchhaltevermögen. Nach vielen endlos erscheinenden Wochen des Trainierens wurden erste Erfolge sichtbar. Er begann umzudenken, allerdings nach seiner Taktik. Lief er gesittet an der Schleppleine und gehorchte dort gut machte ich ihn los und er durfte sich frei bewegen. Anfangs nur wenige Minuten später auch länger. Gingen mit ihm wieder die Pferde durch blieb er die nächsten Tage wieder an der Leine. Langsam begriff er, "wenn ich ohne Leine Höre darf ich laufen, aber laufe ich weg ist Schluß damit". Aus erziehungstechnischer Sicht ziemlich verkehrt, er hätte ebenso  schlussfolgern können "renne ich besser gar nicht mehr zurück", aber er kam, wenn er kam immer gerne zu mir. Es war fürs Erste ein gesunder Kompromiss. Irgendwie musste er sich schließlich auch mal austoben können. Mittlerweile hatte ich ohnehin das Auslaufgebiet gewechselt und ging jetzt dort spazieren wo uns so gut wie nie jemand begegnete. Von daher standen die Chancen recht gut, dass er gehorchte und ich konnte dort wesentlich gelassener mit ihm arbeiten. Hasenspuren ging er nicht nach, er jagte nur auf Sicht und da musste ich eben die besseren Augen haben. Inzwischen hatte ich sowieso einen Blick wie eine Rund-um-Leuchte und war ständig damit beschäftigt den Horizont und die Wiesen zu überblicken. Bei der kleinsten Gefahr wurde Eiko ran gerufen, abgelenkt oder angeleint. Die Monate gingen ins Land und da Eiko auf dem Hundeplatz gute Fortschritte machte wurde er mit anderthalb Jahren zur Begleithundeprüfung angemeldet. Mein Kasper und eine Prüfung bestehen, nie im Leben, aber alle meinten er schaffe es. Ich glaubte zu der Zeit an überhaupt nichts mehr, aber übte von nun an noch verbissener und tatsächlich schaffte Eiko im Alter von anderthalb Jahren seine erste Prüfung. Ich konnte es weder fassen noch mich richtig freuen, da wir noch immer genügend Probleme unterwegs hatten, aber Eiko hatte mir gezeigt, vertrau mir und verlass dich auf mich, ich kann schon.

Die Zeit heilt alle Wunden sagt man, aber meinen Eiko erzieht sie nicht. Das waren meine ständigen Gedanken und es gab Tage, da verwünschte ich ihn. Aber da gab es noch seine andere wunderbare Seite. Eiko, in meinen Augen ein wunderschöner Hund,  Eiko der immer nur lieb ist, den nichts auf die Palme bringt und der sich mit allem was lebt gütlich einigt und der keiner Fliege ein Haar krümmen konnte.

Nicht einmal einem Hasen. Woher ich es weiß?? Er hat es geschafft in der Folgezeit kurz hintereinander zwei Hasen zu fangen. Er apportierte sie, wie es sich manch Jäger mit seinem Hund erträumte, akkurat , doch ich bekam fast einen Herzanfall. Beide Male legte ich die armen Tiere ein wenig abseits vom Weg und ging dann zehn Meter weg und wartete was passiert und beide Male rappelten sich die Tiere nach wenigen Minuten hoch und rannten, sicherlich völlig geschockt, davon. In diesen Minuten verfluchte ich Eiko und bewunderte ihn dennoch. Einmal brachte er ein winziges Rebhuhnküken in seinem Maul und auch das war unversehrt und wurde von mir wieder ins Gebüsch zurückgebracht, wo es sofort wieder laut nach seiner Mama rief. Das waren Vorfälle die mich bei aller Verzweiflung doch auch erstaunten. Eiko jagte nur um des rennen willens nicht um zu töten. Ich weiß bis heute nicht was ich unternommen hätte, wenn Eiko ein Tier getötet hätte.

Aber Eiko war trotz allem Ungehorsam immer der liebste Hund der Welt und tat nie jemanden etwas zu leide also war auch hier nur Geduld und Konsequenz gefragt.

Es zahlte sich aus, aber dauerte noch gute drei Jahre um aus Eiko einen zuverlässigen Begleiter zu machen, allein schon deshalb, weil Merlin schon bei uns einzog, als Eiko grade ein gutes Jahr jung war und Merlin ebenfalls meine volle Aufmerksamkeit forderte. Es ist wirklich niemandem zu empfehlen sich einen zweiten oder dritten Hund ins Haus zu holen, wenn ein Hund noch nicht vollständig erzogen ist, aber die Notwendigkeit war nun einmal da.

Erwachsen

Die Zeit mit Robby und Eiko und inzwischen auch Merlin verging wie im Flug und Eiko wurde 5 Jahre. Noch immer sauste er mit Vorliebe über die Wiesen, aber inzwischen abrufbar und nur noch ganz selten nahm ich ihn an die Schleppleine, meist nur noch um die Lektionen aufzufrischen. Doch dann fiel auf, dass er ruhiger wurde und wir waren überzeugt, dass es geschafft war.

Dann kam im August 2002 das Jahrhunderthochwasser und auch wir waren betroffen. Wir zogen im Haus ins obere Stockwerk und renovierten unten von der Picke auf. Das hieß für alle Hunde Treppe hoch, Treppe runter. Während Robby meist oben blieb jagte Eiko ständig hinter mir hinterher die Treppen rauf unter runter. Jeder der sich vorstellen kann wie es ist sein Haus und deren Inhalt absaufen zu sehen wird verstehen dass ich in dieser Zeit nur wenig Zeit hatte mich intensiv um die Hunde zu kümmern. Sie hatten ihre zwei Spaziergänge am Tag und das war`s. Sie liefen in dieser Zeit auf Sparflamme und lagen den größten Teil des Tages faul herum und schauten uns beim arbeiten zu . Ungefähr 14 Tage nach dem Hochwasser  kam es zur Katastrophe. Eiko stand nicht mehr auf. Die Treppen waren nun doch sein Verhängnis. Mit viel Mühe erhob er sich schließlich und stand auf drei Beinen. Hinten links hatte er fürchterliche Schmerzen. Ab zum Tierarzt und die Diagnose schwerste HD ließ uns unser Haus und die dort nötige Arbeit vergessen. Es musste eine schnelle Entscheidung getroffen werden, denn Eikos gesamte Hüfte war dermaßen entzündet und degeneriert, dass nur ein künstliches Hüftgelenk  oder die Einschläferung in Frage kamen.

Warum Eiko??, doch nicht mein hyperaktiver Eiko, der noch vor wenigen Wochen durch die Felder sprang, der immer so lebensfroh war, der niemanden ein Haar krümmte und doch auch erst 5 Jahre war. Es wurde ein langes Wochenende, aber danach stand fest, er wird operiert. Ein Termin in der Tierklinik wurde gemacht und schon eine Woche später lieferten wir Eiko in der Klinik ab, um ihn eine Woche später wieder schmerzfrei und überglücklich dort abzuholen. Die Rehabilitation war schwierig, da Eiko nur an kurzer Leine laufen durfte und ich ihn im Haus mehrmals täglich die Treppen rauf und runter tragen musste.

Eiko nach seiner Hüftoperation

Er wollte so gerne rennen und springen, belastete jedoch sein operiertes Bein so gut wie nie. Die Fortschritte waren mühselig und ich hatte nach vierzehn Tagen den Verdacht, dass er wieder Schmerzen im Bein hatte. Also wieder in die Klinik und tatsächlich hatte sich in der operierten Hüfte Zement gelockert und  rieb nun im Gelenk. Wieder ein OP-Termin und wieder Klinikaufenthalt. Eiko schien das ganz allerdings wenig auszumachen. Das Klinikpersonal hatte er schnell um die Finger gewickelt und so ein Urlaub von zuhause war für ihn scheinbar eine tolle Abwechslung. Nach einer Woche Klinik ging es endgültig nach Hause und von nun an ging es auch voran mit ihm. Er belastete sein Bein wieder gut und nun konnten wir in Ruhe die folgenden Wochen abwarten, wie die Hüfte sich entwickeln würde. Es wurde noch einmal eine schwere Zeit, da Eiko nun wirklich schmerzfrei war und deshalb auf keinen Fall an der kurzen Leine laufen wollte, aber es musste sein und wir mussten da durch.

Es wurde alles gut und als Eiko nach acht Wochen das erste Mal wieder ohne Leine laufen durfte waren wir die glücklichsten Hundebesitzer der Welt.   

Schon bald lief und tobte Eiko wieder über seine geliebten Wiesen und es gab Tage an denen ich die OP fast bereute, aber Eiko war und ist bis heute ein sonst wunderbarer Hund.

März 2006
Die Zeit verging wie im Flug und auch Eikos wilde Toberei ließ nach. Mit 8 Jahren war er der Hund den ich mir gewünscht hatte. Er wurde ausgeglichen, gab sich auch mal mit einer kleineren Gassirunde zufrieden und blamierte einen nicht ständig durch sein überschwengliches Wesen. Er wurde grau und weise, aber nicht wesentlich ruhiger. Inzwischen ging ich mit ihm häufiger in diverse Seniorenheime zur Streichelstunde. Dies entsprach Eikos Wesen und seiner Menschenfreundlichkeit. Hier durfte und sollte er sie ausleben und er genoß jede einzelne Streicheleinheit in vollen Zügen und die Senioren waren sehr angetan von seiner sanften, aber einfordernden Art. Das war es ganz einfach, dafür war Eiko geboren....

März 2007
Als Eiko 10 Jahre wurde starb am 29. Januar 2007 sein großer Bruder und Vater, unser Rottweiler Robby. Eiko litt einige Wochen, war extrem anhänglich und fühlte sich ein wenig verloren. Dann aber war er der Rudelchef und leitet nun meine Meute an und genießt seine Rangstellung in vollen Zügen.

Wir gehen weiterhin einmal monatlich zur Streichelstunde ins Seniorenheim und so gibt Eiko das was er sein Leben lang schon immer am besten konnte, er gibt den Senioren alle Liebe die er hat, seine Menschenfreundlichkeit ist einfach faszinierend und die Menschen danken es ihm...

August 2007
Eiko hat sich vor ca. 3 Monaten die Rute verletzt und es kommt in seinen Schwanz keine Ruhe mehr rein. Immer wieder platzt es auf und er blutet. Nun wurde er kupiert und ist ziemlich deprimiert. Jedoch kann jetzt endlich alles abheilen und er darf bald wieder unbeschwert wedeln.

Verstehen wird er es wohl nie....

Nach zirka 3 Wochen hat sich Eiko mit seinem Stummelschwanz arrangiert und ist der alte verrückte Eiko der er immer war.

März 2010

 

Eiko hatte über Nacht aus dem Nichts heraus Anfall,. Völlig überraschend am Morgen kam Eiko nicht hoch, zitterte, seine Augäpfel bewegten sich völlig konfus und er fiel sofort wieder um, als ich ihm auf die Beine half. Diagnose: Vestibularsyndrom..

 

 

 

Er bekam hoch dosierte Antibiotikas und durchblutungsfördernde Mittel und hat sich binnen einer Woche wieder erholt. Jetzt läuft er zwar prima und ist voller Tatendrang, fällt aber gelegentlich um, wenn er zu schnell bremst oder zu schnell aufsteht. Ich spüre, dass es langsam ans Abschiednehmen geht.

Er ist inzwischen 13 Jahre und seit dem Anfall ist mir bewusst, dass sein letzter Lebensabschnitt eingeläutert wurde. Ich hoffe augenblicklich jeden Tag, dass er wenigstens noch einen schönen Frühling haben wird.

 

 

Augenblicklich ist der Frühling so nah, dass sich Eiko sogar ins Wasser traut..

 

 

 

01.06.2010
Nach wochenlanger Mürberei und Eikos schlimmer werdenden Schmerzen in der Hüfte stand ein Tierarztbesiuch an. Das Röntgenbild zeigte schlimmste Zustände in seiner Hüfte und ein Weiterleben ohne Schmerzen war nicht mehr möglich. Daraufhin entschloss ich mich meinen heiss geliebten Eiko von allem zu erlösen...

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